Biostation Düren: Biologische Station im Kreis Düren e.V.

Einzigartig in Nordrhein-Westfalen

Urzeitkrebse in der Drover Heide

Ein Triopskrebs: seit 250 Mio. Jahren äußerlich unverändert
Triops: Seit 250 Mio. Jahren äußerlich unverändert

Mit dem Rückenschaler Triops cancriformis lebt in der Drover Heide eine kleine Sensation. Diese Art hat sich vor 250 Mio. Jahren entwickelt und seit dem bis heute äußerlich nicht verändert. Sie gilt daher als lebendes Fossil und sogar als die älteste lebende Tierart. Charakteristisch ist das große Rückenschild, der Carapax, das einen Großteil des Körpers bedeckt. Nur der Hinterleib (Abdomen), die Schwanzgabel (Furca) und die Geißeln des ersten Beinpaares ragen unter dem Carapax heraus. Die Tiere können eine Gesamtlänge von 11 cm erreichen. Ihr wissenschaftlicher Name Triops cancriformis, bedeutet soviel wie „Dreiäugige Krebsform“.

Den typischen Lebensraum dieser Art bilden kleine, temporäre Gewässer, das heißt Gewässer, die im Jahresverlauf austrocknen. In geeigneten Gewässern sind sie vorwiegend während der Sommermonate zu beobachten. Vorübergehend austrocknende Gewässer haben den enormen Vorteil, dass räuberische Insektenlarven, die meist mehrere Monate oder sogar Jahre im Wasser leben, das Austrocknen nicht überleben. Dadurch ist der Lebensraum von Triops sehr arm an Fressfeinden. In den Gewässern ist Triops hauptsächlich auf dem schlammigen Grund zu finden, er kann sich aber auch eingraben oder frei im Wasser bewegen.

Auf den alten Panzertrassen in der Drover Heide wurde der Boden durch die militärischen Fahrzeuge, besonders durch die Panzer, stark verdichtet. Bei Regen können sich Pfützen und kleine Tümpel bilden, in denen Wasser nur schwer versickern kann, in den Sommermonaten hingegen trocknen die Gewässer bei großer Hitze aus. Triops findet hier optimale Lebensbedingungen, was auch die Tatsache zeigt, dass die Drover Heide eines der wenigen Gebiete in Nordrhein-Westfalen ist, in dem Triops noch anzutreffen ist.

Die Nahrung von Triops bildet Plankton, das mit den Beinpaaren eingestrudelt wird, erwachsene Tiere können aber auch räuberisch sein und Larven von Wasserinsekten, Würmer oder sogar Kaulquappen fressen. Auch Kannibalismus ist schon beobachtet worden.

Sehr interessant ist auch die Fortpflanzung dieser Art. Die Weibchen stellen mehr als 90%, teilweise sogar 100% der Tiere in einem Gebiet. Die Weibchen produzieren hunderte von Eiern, die sie in speziellen Beintaschen transportieren. Noch ungeklärt ist, ob sich die Tiere durch Selbstbefruchtung oder Parthenogenese (Jungfernzeugung) fortpflanzen.
Die Eier sind sehr widerstandsfähig und können extremste Bedingungen wie Trockenheit, Hitze oder Frost ohne Schaden für mehrere Jahre überdauern. Durch das Austrocknen der Pfützen sterben die Tiere in den Pfützen, die Eier bleiben aber erhalten. Bei dem nächsten Regenschauer, wenn sich wieder neue Pfützen bilden, schlüpft dann die nächste Generation der Tiere. Da sich die Eier im Schlamm und in den ausgetrockneten Pfützen befinden, werden sie durch Wind und Vögel, aber auch durch anhaftendes Erdreich an Fahrzeugen wie zum Beispiel Panzern verbreitet.

Der zweite urzeitliche Krebs in der Drover Heide: Branchipus schaefferi
Der zweite Urkrebs: Branchipus schaefferi

Neben Triops cancriformis kommt in der Drover Heide noch ein weiterer Urzeitkrebs in den Pfützen vor: Branchipus schaefferi. Diese Tiere werden rund zwei Zentimeter groß und schwimmen immer auf dem Rücken. Die Weibchen besitzen einen auffällig gefärbten Eisack und die Männchen große, zu Greiforganen umgebildete Antennen, mit denen sie die Weibchen bei der Paarung festhalten.