Biostation Düren: Biologische Station im Kreis Düren e.V.

Die Zwerge der Heide (Ohne Störung keine Chance)

In und an den fast 700 Kleingewässern und Fahrspuren wachsen die „Zwerge“ der Drover Heide – kleinste, Licht liebende Pflanzen, die europaweit selten und bedroht sind. Die Winzlinge werden nur wenige Zentimeter groß, so dass man schon genau hinschauen muss, um sie zu entdecken. Faden-Enzian, Zwerg-Lein, Acker-Kleinling und Sand-Binse haben alle die gleiche Überlebensstrategie: sie leben nur ein einziges Jahr auf den fast vegetationsfreien Schlammflächen des Truppenübungsplatzes.


Fadenenzian und Sandbinse

Gerade dort, wo die Panzer das Gebiet besonders intensiv befahren haben, sind nasse überflutete Offenbodenbereiche entstanden, die im Sommer austrocknen. Mit dem Zurückweichen des Wassers beginnt der Lebenszyklus der Zwergbinsen. Im Boden haben zahlreiche Samen überwintert, die nun mit der steigenden Wärme zu keimen beginnen. Innerhalb weniger Wochen blühen die Winzlinge und bilden in guten Jahren reichlich Samen. Mit der Ausbildung der Samen endet das kurze Leben an den Teichrändern, um im nächsten Jahr von Neuem zu beginnen.Der Faden-Enzian ist der kleinste Vertreter unter den Enziangewächsen und mit seinen leuchtend gelben Blüten, die er nur bei Sonnenschein öffnet, die auffälligste Art unter den “Zwergenpflanzen”. Er hat sein Hauptverbreitungsgebiet in Frankreich und war in Deutschland schon immer selten. Mittlerweile sind die Vorkommen auf Truppenübungsplätzen möglicherweise die einzigen im Bundesgebiet, die langfristig überhaupt erhalten werden können.


Der Pillenfarn erobert das Land

Nicht viel größer ist der Pillenfarn. Er wiederum hat eine andere Taktik, die offenen schlammigen Tümpel zu besiedeln: schnell kann er mit seinen Ausläufern, die dicht über dem Erdboden dahin kriechen, den Boden der Kleingewässer besiedeln. Hier macht es ihm auch nichts aus, das ganze Jahr unter der Wasseroberfläche zu verbringen. Er gehört zu den Farngewächsen, auch wenn er ein gänzlich anderes Aussehen besitzt. Sein Name rührt von den kleinen pillenförmigen Sporenbehältern, die auf den Ausläufern entstehen. Durch den Fahrbetrieb mit Kettenfahrzeugen sind Bruchstücke der Ausläufer und Sporenkapseln über das ganze Gebiet verbreitet worden, so dass viele Gewässer vom Pillenfarn besiedelt werden. Die Drover Heide war für den Pillenfarn bislang ein regelrechtes Paradies. Wie für die Zwergbinsenfluren garantiert die wiederholte Störung der Standorte sein dauerhaftes Fortbestehen und hält dem Pillenfarn die hochwüchsige Konkurrenz vom Leibe. Mit dem Ende des militärischen Übungsbetriebes wird die Zukunft ungewiss, denn die Wirkung 60 t schwerer Fahrzeuge lässt sich nicht so ohne weiteres nachahmen.