Biostation Düren: Biologische Station im Kreis Düren e.V.

LVR-Projekt Kopfbäume

Bis in die 1970iger Jahre prägten so genannte Kopfweiden oder Kopfbäume das Landschaftsbild nicht nur am Niederrhein, sondern auch im Kreis Düren. Kopfweiden stehen sowohl in Reihen entlang von Fließgewässern oder einzeln auf Wiesen. In der Vergangenheit wurden Kopfbäume zumeist von Landwirten zur Brennholzgewinnung oder zur Weidenrutengewinnung in der Korbmacherei genutzt. Heute allerdings ist diese Nutzung und auch Pflege der Bäume vielerorts nicht mehr gegeben. Die Bäume sind oftmals in einem schlechten Zustand, wurden lange nicht genutzt und bedürfen dringend eines Rückschnittes. Teilweise müssen überalterte Bestände durch Nachpflanzungen ersetzt und verjüngt werden.

Auf Anregung des ehrenamtlichen Naturschutzes möchte die Biologische Station Düren diesem Defizit entgegenwirken und sich für den Erhalt der Kopfbäume als landschaftsbildprägende Elemente und als Lebensraum zahlreicher Tierarten einsetzen. Kopfbäume bieten mit ihren Höhlen Fledermäusen, Steinkäuzen, Gartenrotschwänzen und Feldsperlingen Nistmöglichkeiten. Hunderte von Insektenarten leben im Holzmulm oder der rissigen Rinde der Bäume. Raupen bieten wiederum Vögeln Nahrung.

Ausgangsituation
Derzeit herrscht eine unzureichende Kenntnis über Verteilung und Zustand der Kopfbäume im Kreis Düren. Ein Kataster ist nicht vorhanden. Ein großer Teil des Bestandes ist in einem katastrophalen Zustand, wurde lange nicht gepflegt. Ungepflegte Kopfbäume brechen auseinander und sterben ab. So entstehen Lücken in der Generationsfolge bzw. in der Altersstruktur. Zudem erfolgte in den letzten Jahrzehnten keine Nachpflanzung mehr, noch stehende Bäume sind stark überaltert.

Die Notwendigkeit einer Pflege wurde lange Zeit nicht erkannt oder konnte konkret nicht umgesetzt werden, weil für die Umsetzung Personal und Finanzierungen fehlten. Ambitionen Einzelner und/oder des ehrenamtlichen Naturschutzes stießen schnell an ihre Grenzen.

Zielsetzung
Ziel des Projektes ist es die aktuell vorhandenen Kopfbäume im Kreis Düren zu erfassen, eine konkrete Altbaumpflege durchzuführen, sowie Nachpflanzungen vorzunehmen wo Lücken in der Generationsfolge bzw. in der Altersstruktur entstanden sind. Darüber hinaus sollen Lösungsansätze für eine gesicherte dauerhafte Pflege entwickelt werden. Angedacht ist hierbei die Übertragung der Verantwortlichkeit an Privatpersonen/Ehrenamtler und Kommunen beispielsweise im Rahmen der Eingriffsplanung.

Im Kreis Düren besteht ein erhebliches Informationsdefizit über die Kopfbaumbestände. Weder die Kreisverwaltung (untere Landschaftsbehörde) noch die Kommunen oder der ehrenamtliche Naturschutz verfügt über ein entsprechendes Kataster. Diese Lücke soll mit dem vorliegenden Projekt gefüllt werden. Zudem gilt es die Bevölkerung für die anstehenden Belange zu sensibilisieren.

Aktionen
1. Erstellen eines Kopfweidenkatasters durch:
• Ermitteln von Lokalitäten mit Kopfbaumbeständen
• Erfassung der einzelnen Kopfbäume im Hinblick auf z.B. Alter, Pflegezustand, Erreichbarkeit des Bestandes, Eigentümer etc.
• Erstellung einer Pflegeanleitung inkl. Organisationsplan/Kopfbaum
• Archivierung in Access-Datenbank
• Anbindung der Datenbank an geografisches Informationssystems (ArcView)
2. Fachgerechte Pflege von Altbäumen im Winterhalbjahr
3. Organisation der Verwertung des Schnittgutes z.B. Weidenruten als lebende Zäune, Kontaktaufnahme zu Kindergärten z.B. Weidentipi-Bau, dickes Astwerk als Brennholz, Häckseln etc.
4. Organisation zukünftiger Pflege
5. Gewinnung von autochthonen Setzlingen
6. Nachpflanzung von Setzlingen (bevorzugt Weiden, da diese besser verwendbar sind)
7. Dokumentation mit Fotos und Bericht
8. Pressearbeit